BBK Jahresausstellung 2022 // Künstler*innen

Amina Brotz



www.aminabrotz.de

geb. 1986 / Henstedt-Ulzburg
2016 Diplom Freie Kunst, bei Prof. Ingo Vetter & Prof.in Heike Kati Barath, Hochschule für Künste Bremen

2017 Meisterschülerin bei Prof.in Heike Kati Barath, Hochschule für Künste Bremen

Sender/Künstlerin Emfänger/Bertrachterinnen, 2022, 
Rückseitige Brandmalerei auf Transparentpapier im Passepartout/(Mahagoni-Rahmen), 29,7 x 21 cm, gerahmt; Edition: 5 serielle Unikate, Exemplar: 1/5
Sender/Künstlerin Emfänger/Bertrachterinnen, 2022, Ausstellungsansicht

Ein Ausgangspunkt der konzeptuellen und prozesshaften Arbeiten von Amina Brotz ist die Auseinandersetzung mit Lebenskulturen zu Fragestellungen, die die Wahrnehmung betreffen. Bestehende Ordnungssysteme werden neu gedacht und in andere Kontexte übertragen. Bislang überzeugte sie mit sensiblen und präzisen Arbeiten zu Erinnerungsstrukturen und -systemen sowie performativen Eingriffen in die Abläufe von Ausstellungsorten. Hier beispielhaft die Installation hinweg in der Städtischen Galerie Bremen 2020, in der Amina Brotz klappbare Hocker, wie sie gewöhnlich für Führungen in Museen genutzt werden und Filz-Überschuhe, bekannt aus Schlossbesuchen, in allen Räumen der Galerie verteilte. Auch thematisiert sie ihre Rolle als Künstlerin im Kunstsystem. Dabei werden die Grundbedingungen künstlerischen Arbeitens durch die Absurdität gewisser Abläufe und Alltagssituationen hinterfragt und oftmals mit einem feinen Gespür für Humor aufgezeigt. Der Ansatz der Einbindung und des Dialogs ist dabei wesentlich.
Zukünftig will sie sich besonders mit Sprache und Schrift beschäftigen, um die Diskrepanz zwischen Betrachter und Betrachterinnen aufzuzeigen. Dies betrifft besonders auch die Wahrnehmung von Kunstwerken. Dazu wird Amina Brotz ihre Auslandsaufenthalte nutzen. 

In der aktuellen Ausstellung hat Amina Brotz die Technik der Brandmalerei benutzt, also mit Feuer gemalt. Diese Kunstform reicht bis in die Vorgeschichte unserer Zivilisation zurück. Die Menschen schufen Zeichnungen und Wandmalerei mit den verkohlten Überresten ihrer Feuer. Der Titel der Arbeit Sender/Künstlerin Empfänger/Betrachterinnen wurde von Amina Brotz mit Morsezeichen auf der Rückseite der Arbeit „von links“ angebracht und kann nun ausschließlich als Schatten gelesen werden. Die Betrachter:innen erkennen nur die zeichenhaften Spuren des Brandvorgangs. Die Diskrepanz in der Wahrnehmung von Betrachter:innen und Künstlerin soll im Fokus der Arbeit stehen. Es wird herausgestellt, dass jegliche Art von Wahrnehmung nur einen Versuch von Vergleichbarkeit darstellt, der jedoch durch die jeweilige Person und ihr individuell beeinflusstes Erleben definiert wird.

Text: Matina Lohmüller

Fotos: Jens Weyers