BBK Jahresausstellung 2022 // Künstler*innen

Bernadette

geb. 1961 in Mesum
1985 – 1989 Hochschule für Künste Bremen

In the afternoon, a stone secretly slips through a piece of paper, 2022, Serie von 9 Fotografien, Pigmentdruck auf Canson Infinity Paper
o.T 2020, Mond im ersten Drittel, 2020, o.T 2020, o.T 2021, Fotografie, Pigmentdruck

Bernadette fotografiert den menschlichen Körper, gerne die eigene Haut, Steine und Pflanzen, meist nur Teile von ihnen in inszenierten Ausschnitten. Um ihre Motive zu finden, war sie oft in der Natur, hat manchmal auch Reisen unternommen. Perfekte Bilder von großer Schönheit und Poesie. Doch gleichzeitig können die Arbeiten auch sehr verstörend wirken. Wie der Stein am Auge der Künstlerin.

Die Wahl des Bildausschnitts, das Verhältnis von Vordergrund und Hintergrund, Schärfe und Unschärfe, auch der Lichteinfall sind bis ins kleinste Detail durchkomponiert. Die neunteilige Serie widmet sich dem Festhalten eines verblüffenden Ablaufes: ein Stein sinkt durch ein Blatt Papier.

Die Künstlerin, die auch kurze Texte voller Poesie schreibt, hat in den letzten zwei Jahren der Pandemie noch zurückgezogener als sonst gelebt. An ihrer Arbeitsweise hat sich nur kaum etwas geändert. „Vielleicht bin ich mit der Kamera nur noch näher an meinen Körper herangerückt. Und dieses Weltgetöse, es nimmt vermutlich Einfluss auf meine Bildfindung, wenn ich z. B. vor der Kamera einen Stein auf einem Haar balanciere, die Kamera dann wende, auf mich richte und dieses Haar über mein Lid spanne, um mein Auge am sich öffnen zu hindern“.

Bernadette ist mit der Kamera nicht nur noch näher an ihren Körper herangerückt. Sie hat auch die Gegenstände, die sie fotografisch festhält und in neue, oftmals auf ihren eigenen Körper bezogene Kontexte bringt, aus nächster Nähe gegriffen: Steine, Pflanzen, Dornen aus ihrem Garten. Und ihre eigene Hand. Das Greifbare gegriffen. Tief ins Detail gehend. Oft ein eher ertasteter als erblickter Bildmoment. In einem der Bilder sind die Finger, den Fingernagel so nah an die Kamera geholt, dass das eigentliche plötzlich ungeahnten Dimensionen öffnet. Die Betrachter:innen könnten eine romantische nächtliche Landschaft mit Mondlicht, das sich in einem See spiegelt, assoziieren. Dabei geht es Bernadette um das Kleine, bei dessen näherer Betrachtung sich Welten offenbaren können.

Text: Matina Lohmüller

Fotos: Jens Weyers