geb. 1949 in Heilbronn
1968 – 1974 Studium der Romanistik / Anglistik in Heidelberg/Montpellier
1990 – 1999 Fortbildung in den Bereichen Druckgrafik, Malerei, Zeichnung an der Europäischen Akademie der Bildenden Künste, Trier
1999 – 2003 Studium der Freien Bildenden Kunst an der FH Ottersberg
Die medialen Bilder von Krieg seit dem Bombardements durch Drohnen sind der Ausgangspunkt für Annemarie Strümpflers #puzzling war. Zuerst dienten die Drohnen vor allem der Überwachung und Kontrolle, brachten uns auch neue faszinierende Bilder der Welt durch die Filmaufnahmen, heute dienen sie dem Krieg. Aus der Distanz des Fadenkreuzes werden Ziele ausgelöscht, Leben und Infrastruktur zerstört. Die Auswirkungen auf die Menschen und die Natur sind unermesslich. Die Künstlerin be- und verarbeitet Bildmaterial in Bezug zu Drohneneinsätzen in Syrien und Irak seit 2016. Auch im Lockdown hat sie an dieser Serie weitergearbeitet, gleichzeitig jedoch versucht, Distanz dazu zu bekommen und sich den Bildern dieser grausamen Realität aktiv zu entziehen:
„Ich nehme sie. Ich puzzle.“
Puzzeln dient dem Zeitvertreib, der Entspannung, der Ablenkung und dem Stressabbau. „Man kann nichts machen, man kann nicht helfen, spürt Ohnmacht und Hilflosigkeit.“
Ein Spiel mit dem Zwiespalt.
Es werden Ausschnitte von medialen Bildern analog in der Dunkelkammer hergestellt und größtenteils experimentell verfremdet und zu einer vielteiligen Collage arrangiert.
Grundlage der Puzzleteile sind digitale oder analoge Fotos, die Annemarie Strümpfler aus den Medien abfotografiert hat. Meist sind das Bildschirmfotos, die Fotos zeigen, die von Drohnen gemacht wurden, z. B. Fadenkreuze oder Fotos nach den Angriffen. Davon stellt sie dann selbst Negative her. In der Dunkelkammer wird alles zusammengeführt, sie zoomt Bilddetails heran, es geht um Ausschnitte, manches ist unscharf, manches ist scharf, manches wollte Annemarie Strümpfler nur aus der Ferne sehen.
Es gibt eine bestimmte Systematik, wie diese Anordnung entstanden ist: die Inhalte, die grafischen Elemente und Experimentelles aus der Dunkelkammer, z. B. Solarisation. Hier geht es um die assoziative Qualität.
Linien, runde Elemente, Unschärfen, Schärfen, Außenansichten, Innenansichten, Nähe und Distanz. Strukturen der Natur, aufgerissene Landschaft, menschliche Spuren nach einem Angriff, zerstörte Architektur. Bezüge sind vorhanden, aber nicht zwingend. Es gibt immer mehrere Möglichkeiten das Puzzle zusammenzufügen. Die einzelnen Fotos könnten immer wieder neu angeordnet werden. Und die Serie wird weiter fortgeführt.
Text: Matina Lohmüller
Fotos: Jens Weyers