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BBK Jahresausstellung 2022 // Künstler*innen

Marina Steinacker

www.marinasteinacker.de

geb. 1974 in Dinkelsbühl
1994 – 1995 Institut für Kunst und Design / Neustadt an der Waldnaab
1996 – 1999 Staatl. Holzbildhauerschule (Gesellenprüfung) / Oberammergau
1999 – 2006 Studium Freie Kunst / Diplom / Hochschule für Künste Bremen
2006 – 2007 Meisterschülerin bei Prof. Yuji Takeoka / Hochschule für Künste Bremen

bloßlegen, Ausstellungsansicht, Detail
bloßlegen, Ausstellungsansicht, Detail
bloßlegen, 2020/2021, mehrteilige Installation, Konzept und Skulptur, Aktion im öffentlichen Raum, Zeichnung, Fotografie (Tobias Peters, Natascha Briese und Marina Steinacker)
bloßlegen, Ausstellungsansicht, Detail

Bloßlegen ist eine mehrteilige Installation, bestehend aus Miniatur-Skulpturen aus Ton oder Holz in einer Vitrine, Schaubildern von Aktionen im öffentlichen Raum in Text und Bild sowie Hand-Zeichnungen. Es handelt sich um die Zurschaustellung von angeblichen Fundstücken und deren Dokumentation als fiktive Archäologie. Zur Eröffnung der Ausstellung gab es auch eine Fundstelle auf dem Gelände des Künstlerhauses Güterbahnhof.

Marina Steinacker setzt sich mit dieser konzeptuellen Arbeit mit dem Thema der Aneignung von Kulturen, genauer der Aneignung von vergangenen Kulturen und deren Rekonstruktion und Präsentation in musealen Sammlungen auseinander. Sie ahmt die Präsentation ausgegrabener Artefakte in antiken Sammlungen nach.

Köpfe aus Ton, en miniature, sind in einem zur Ausstellungsvitrine umgebauten Möbelstück, neben- und hintereinander gereiht, schlicht präsentiert auf Acrylglasstäben in Acrylglasblöcken. Ebenso sind modellierte und gebrannte, z.T. farblich bearbeitete, mit Bruchstellen retuschierte oder in Holz geschnitzte Miniatur-Körperteile und Fragmente präsentiert. Alles handwerklich sehr kunstvoll ausgeführt, beschriftet und datiert in musealer Manier. Die Köpfe und Objekte sind frei erfunden, mitunter angelehnt an Votivfiguren, Grabbeigaben, Schutzheiligen oder anderen Bruchstücken antiker Skulpturen bis hin zum Abbild moderner Menschen. Die Vitrine wird ergänzt durch Fotos und Zeichnungen, die die Funde dokumentieren: Ausgrabungsorte im In- und Ausland, die Einmessung des Feldes und der Fund durch die Archäologin-Künstlerin, Grabungsskizzen mit der Auflistung der geographischen Koordinaten und die Vergabe der Inventarnummer.

Die dokumentierten und ausgestellten, angeblich gefundenen Objekte werfen Fragen nach einer Expertise und Provenienz auf. Stikrische und ikonographische Untersuchungen stehen an: Aus welcher Zeit stammen die Funde? Sind es Fragmente von Statuen? Köpfe von Stelen? Bildnisse von Göttern und Göttinnen oder vergöttlichten Herrscher:innen vergangener Zeiten? Stammen die Funde von einem bekannten Bildhauer der Antike, das wäre eine Sensation.
Marina Steinackers Strategien der Bedeutungsstiftung verweisen auch auf die Endlichkeit unserer zeitgenössischen Kultur. Und sie stiftet Verwirrung: einige ihrer Köpfe sind an verschiedenen Orten vergraben und bisher noch nicht gefunden worden. 

Text: Matina Lohmüller

Fotos: Jens Weyers